Yardi Kube: A single connected platform for flexible workspace management
Yardi Kube
Wörtlich genommen, meint Coworking schlicht Zusammen- oder Mitarbeiten und beschreibt damit eine Tätigkeit, die so alt ist, wie die Menschheit selbst. Unsere Vorfahren gingen gemeinsam auf die Jagd, sie errichteten zusammen Pyramiden. Mit dem aufkommenden Buchdruck beschwörten sie die göttliche Kraft des Coworkings in der frühen Neuzeit. Gemeinsames Arbeiten bildet den Kern jeder menschlichen Gemeinschaft, die mit Internet und Laptops immer mobiler wird. Doch mit diesen Arbeitsmitteln arbeiten auch Leute in normalen Büros, ohne dass man sie eine Coworking-Gemeinschaft nennen würde. Was ist also neu am Begriff Coworking?
By Carsten Foertsch - Montag, 09. Mai 2011

Über Coworking schrieben wir schon eine ganze Menge. Über dessen kulturellen Hintergrund und eine konkrete Definition bisher noch wenig. Mit diesem Artikel befassen uns wir mit der sich ändernden Arbeitswelt, die heutiges Coworking auszeichnet.

Der wachsende Anteil selbstbestimmter Arbeit:

Da ist zunächst einmal der berufliche Hintergrund der Coworker. Sie arbeiten mehrheitlich in selbstbestimmten Arbeitssituationen: überwiegend als Selbstständige und Kleinunternehmer. Nie zuvor in der Geschichte der westlichen Zivilisation gab es absolut wie relativ so viele Menschen, die unabhängig ihrer Arbeit nachgingen. Viele Unternehmen beschäftigen Teile ihrer Belegschaft zudem zunehmend befristet und projektgebunden. Auch unbefristet Angestellte arbeiten immer häufiger mobil und sind dementsprechend auf wechselnde Arbeitsplätze angewiesen.

Wenig überraschend war es der technische Fortschritt der letzten Jahre, der diese flexibilisierte, mobile Arbeitswelt erst ermöglichte. Seitdem mit Laptop, Mobiltelefon und günstigem Internet praktisch von überall gearbeitet werden kann, wachsen die Möglichkeiten, sich mit geringem Eigenkapital selbstständig zu machen oder kleine Unternehmen zu gründen. Vor allem, wenn das wichtigste Kapital für die Arbeit der eigene Kopf ist, die eigenen Ideen und Kenntnisse.

Dazu gesellt sich eine zweite Entwicklung, die direkt mit der anderen verbunden ist: Outsourcing. Wo sich Ausgaben für eigene Abteilungen wie Forschung, Entwicklung, oder schlicht PR für den eigenen Betrieb allein nicht mehr rechnen, oder Unternehmen auf Grund ihrer Größe nicht schnell genug auf neue Entwicklungen reagieren können, stieg der Kostendruck, Unternehmensteile auszugliedern oder stillzulegen. Stattdessen nutzen sie projektweise die Dienste (kleiner) spezialisierter Anbieter mit den entsprechenden Qualifikationen, die wiederum für mehrere Kunden arbeiten. 

In diesem flexibilisierten Arbeitsmarkt landen viele Erwerbsfähige nicht immer freiwillig. Der Gang in die Selbstständigkeit ermöglichte jedoch gerade den Hochqualifizierten eine Alternative zu Arbeitslosigkeit, schlecht bezahlter Arbeit oder knebelnden Angestelltenverhältnissen, die eigentlich nur noch das vegetative Nervensystem am Leben erhalten.

Weil Wissen eine immer höhere Bedeutung besitzt und Leute mit bestimmten Kenntnissen sich schnell mit einem Computer selbstständig machen können, nutzen insbesondere viele Kreativwirtschaftler die neuen Handlungsfreiheiten. Arbeitszeiten und Arbeitsräume können öfter selbst gewählt werden, genau wie Orte, Inhalte  und Intensität der Arbeit. Gleichzeitig erhöhten sich auch die Ansprüche an die eigene Flexibilität und Selbstorganisation.

Problem: Selbstorganisation und Wettbewerbsbedingungen

Zur Selbstorganisation gehört vor allem der Aufbau eines eigenen Netzwerkes. Netzwerke sind nicht nur wichtig für die ökonomischen, sondern auch die sozialen und psychologischen Bedürfnisse, um nicht von einer Motivation und Kreativität blockierenden Isolation zerrieben zu werden und letztlich im Wettbewerb zurückzufallen.

In großen oder mittelständischen Unternehmen gelangen Arbeitnehmer in bereits vororganisierte Netzwerke. Hierarchien und vorgeschriebene Arbeitsabläufe bestimmen den Alltag. Schreibtisch und Computer werden gestellt, ebenso Kollegen und Kunden. Auch um die Pflege und Erweiterung dieser Infrastruktur kümmert sich einzelne Abteilungen in den Unternehmen. Menschen in selbstbestimmteren Arbeitsverhältnissen müssen ihren Betrieb, ihre Netzwerke und ihr soziales Kapital dagegen überwiegend selbst aufbauen und erweitern.

Dasselbe gilt für die fortwährenden Updates ihrer Kenntnisse, die gerade für Leute mit viel Kopfarbeit in innovativen Bereichen von hoher Bedeutung sind. Je unaktueller ihr Wissen, desto schneller verdrängen Wettbewerber sie vom Markt. Hier bietet Coworking Vorteile, ohne die Nachteile einer abhängigen Beschäftigung in Kauf nehmen zu müssen.

Lösung: Bildung von sozialem und kulturellem Kapital über Coworking-Gemeinschaften

Coworking wird häufig in einem Atemzug mit dem Begriff Community genannt. Doch warum interessieren sich Leute in individualisierten, selbstbestimmten Arbeitsverhältnissen ausgerechnet für Gemeinschaft? Die Antwort ist simpel: weil sie oft die gleichen Probleme haben und diese gemeinsam am besten lösen können.

Dazu gehören nicht nur die Vorteile, die sich aus dem Teilen von Infrastruktur ergeben, sondern auch die psychologische und soziale Unterstützung der eigenen Arbeit, die man in einer Gruppe erfährt. Und anders als Angestellte können sich Coworker aussuchen, mit wem und wie intensiv sie mit anderen zusammenarbeiten. Ungeliebte Kollegenverhältnisse gehören für sie zur Vergangenheit.

Der Anschluss an eine Coworking-Gemeinschaft erfolgt freiwillig. Selbst wenn die Mitgliedschaft beispielsweise in einem Coworking Space mit entsprechenden Verträgen verbunden ist, handelt es sich bei Coworking-Gemeinschaften nicht um Vertragsgemeinschaften, weil der Vertrag sie in den seltensten Fällen zur gegenseitigen Unterstützung verpflichtet. Der Vertrag regelt nur die Leistungen zwischen Mieter und Vermieter und ist in der Regel auch flexibel kündbar. Gleiches gilt für die Arbeit mit Kunden.

Statt auf Verträgen basiert die Grundlage des Zusammenarbeitens vor allem auf Vertrauen und gegenseitiger Sympathie, ganz wie bei Freundschaften. Und genau wie Freundschaften fallen die Beziehungen zueinander sehr unterschiedlich intensiv aus. Mit manchen spricht man – wie in Clubs - besonders gern zusammen über bestimmte Themen, hat aber sonst nicht viel miteinander zu tun, mit anderen bewerkstelligt man gemeinsame Projekte und trifft sich auch abseits der Arbeit.

Egal welche Beziehung die Coworker untereinander unterhalten, Coworking-Beziehungen besitzen vier Eigenschaften:

1. Sie werden freiwillig eingegangen, man kann sie also frei wählen.

2. Sie erfolgen ohne spezifische Verpflichtungen. So wie sie informell beginnen, können sie auch wieder informell beendet werden.

3. Coworker verhalten sich einander gleichrangig, dafür müssen sie nicht alles gemeinsam haben.

4. Mit der sozialen Gleichwertigkeit sind jedoch ähnliche Werte und Normen verbunden, die zu Formen der Gegenseitigkeit bei ihren Handlungen und Austauschprozessen führen.

(Interpretiert nach Rebecca Adams und Graham Allan 1998: „Placing Friendship in Context“)

Erfolgt eine Leistung einer Person (eine Art Kredit), muss die Gegenleistung (eine Art Rückzahlung) der anderen Person nicht sofort erfolgen. Ein Austausch beinhaltet auch nicht zwingend die gleichen Leistungen. Der Vorteil liegt in dem subjektiv unterschiedlich bemessenen Wert der Leistungen, die ausgetauscht werden. Was der eine nur schwer beschaffen kann, erstellt oder besorgt jemand anderes ganz einfach, was gerade bei den unterschiedlichen Kenntnissen der Coworker einen gegenseitigen Nutzen birgt.

Bewegen sich die Leistungen nur in einer Einbahnstraße, lösen sich die Beziehungen auf. Während Vertrauen und die Beachtung der Norm der Gegenseitigkeit die Austauschbeziehungen verstärken. Zudem besitzen enge Coworking-Netzwerke auch soziale Kontrollfunktionen für die Beachtung bestimmter Normen.

Je ähnlicher sich die Coworker sind, desto wahrscheinlicher und umfangreicher erfolgen diese Prozesse. Wir schrieben jedoch bereits, dass selbst bei schwachen Beziehungen zumindest einfach zu teilende Informationen schon einen positiven Austausch einleiten können, sofern sie auf Gegenseitigkeit beruhen.

Unabhängig wie konkret die Austauschleistungen nun aussehen, die Coworker arbeiten infolge produktiver, motivierter und in der Regel auch mit mehr Freude bei ihren Tätigkeiten.

Was ist also Coworking?

Coworking ist eine selbstbestimmte, kollaborative und flexible Arbeitsbeziehung, die auf gegenseitigem Vertrauen und dem Teilen gemeinsamer Kernziele und Kernwerte der Mitglieder basiert. Die Mitglieder behandeln sich untereinander gleichrangig, steigern in der kollaborativen Atmosphäre ihr Wohlbefinden und akkumulieren durch Zusammenarbeit (statt Konkurrenz) deutlich mehr ökonomisches, soziales, kulturelles und symbolisches Kapital als in einer isolierten Arbeitsform.

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