Mit der wachsenden Coworking Bewegung verbreiten sich die Vorteile der neuen Arbeitsform bekanntlich in alle Ecken. Zum Beispiel in eine kleine Stadt im US-Bundesstaat North Carolina, wo diesen Sommer ein Experiment seinen Anfang nimmt. In Chapel Hill, Teil des bekannten Research Triangles, entstand ein Coworking Space in den ehrwürdigen Gemäuern der ältesten staatlichen Hochschule der USA.
Gary Alan Miller, stellvertretender Direktor für Social Media und Innovation des Career Centers der University of North Carolina, entwickelte die neue Initiative unter dem Namen H4 für diesen Sommer als Teil einer Neuausrichtung des Karriereservices.
Die Idee sieht er als Weg, um Studenten der Universität und ihrem Umfeld während dieser Zeit kollaborative Arbeitsplätze und ein professionelles Umfeld zum Ausprobieren von Geschäftsideen und ihrer beruflichen Möglichkeiten zu geben. Miller möchte damit die Mission des Career Centers neu definieren. Statt sie nur in Praktika zu vermitteln oder sie auf künftige Jobs vorzubereiten, sollen sie zu direkter und produktiver Kollaboration animiert werden.
Das Programm startet ab sofort als eine Art Sommer-Experiment. Bei erfolgreichem Ausgang wird der Coworking Space als permanente Einrichtung weiterentwickelt. Er soll die daheim gebliebenen Studenten während des Sommers besser miteinander vernetzen und bereits gebildeten Arbeitsteams eine günstige und professionelle Infrastruktur bieten.
Miller beriet sich dabei auch mit Coworking Spaces aus der Umgebung, um über ihre Erfahrungen die richtigen Elemente für einen erfolgreichen Ausgang des Programmes zu wählen. Derzeit finden bis zu 25 Leute ihre neuen Arbeitsplätze in einem großen Raum, weitere kleinere Räume können für Meetings gebucht werden. H4 fördert zudem mit projektübergreifenden Einführungsveranstaltungen und gemeinsamen sozialen Aktivitäten die Zusammenarbeit zwischen den Teilnehmern.
Im H4 arbeiten elf Kerngruppen, zu denen sozial ausgerichetet Organisationen sowie Unternehmergruppen gehören. In jeder Gruppe arbeitet mindestens ein eingeschriebener Student, zu 75% aus der eigenen Universität. Das Programm erreichte schnell seine gewünschten Teilnehmer, da viele der Gruppen in verschiedenen Kontexten bereits in Arbeitsbeziehungen zu der Universität standen.
Miller sagt, dass bei der Zusammenarbeit zwischen den Gruppen noch Schwierigkeiten bestehen. Als größte Herausforderung sieht er die gemeinsamen Planungs- und Abstimmungsmöglichkeiten. Viele von ihnen nutzen den Space nur für wenige Stunden und kommen darüber noch nicht in den gewünschten Kontakt miteinander.
Dieses Problem möchte er in weiteren Beratungen mit den Coworking Spaces aus der Umgebung lösen. Vielleicht hilft dabei nicht nur auf bereits existierende Gruppen zu setzen, sondern auch einzelne Personen mit einzubinden, die noch mehr auf Kollaboration angewiesen sind.
Man darf jedoch nicht vergessen, dass H4 auch erst seit kurzer Zeit besteht und die ersten Ergebnisse des Experiments bereits einen kleinen Erfolg darstellen. Die Arbeitsgruppen hätten vorher selbst erst einmal einen guten Platz finden müssen.
Für die Zeit nach Semesterbeginn sondiert Miller schon neue Räumlichkeiten, die auf dem Campus bisher zu wenig ausgelastet sind – mit einer 24-Stunden-Einrichtung, die den Kontakt und flexible Abstimmung der Zeitpläne zwischen den Leuten weiter fördert.
H4 ist auch nicht der erste Coworking Space auf einem Unigelände. Converge Coworking hat seinen Platz an der Kean University in New Jersey, während Old Broadcasting House im Technik-Institut der Leeds Metropolitan University sitzt. Möglichkeiten für Coworking bieten auch universitäre Inkubatoren wie beispielsweise die drei der New York University, in dem Studierende und externe Personen mit Geschäftsideen aus bestimmten Wirtschaftsbereichen ihre Start ups ausreifen können.