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Yardi Kube
Über Coworker wissen wir schon einiges. In einem kurzen Fragebogen können sie einem jedoch nicht alles über sich erzählen. Für einen tieferen Einblick hört man ihnen am besten länger zu. Fünf Studenten einer Berliner Universität fuhren dafür durch ganz Deutschland, fassten die Ergebnisse von zwanzig einstündigen Interviews in einen Bericht und fanden Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den einzelnen Coworkern, die sie einer Typologie zusammentrugen.
By Carsten Foertsch - Mittwoch, 20. Juli 2011

Coworker entscheiden sich aus sehr individuellen Motiven für die Arbeit in einem Coworking Space. Die verschiedenen Einstellungen erschweren eine einfache Kategorisierung. Ausgehend von ihren Bedürfnissen und Wertevorstellungen identifizierte die studentische Projektgruppe Debüt von der Berliner Universität der Künste dennoch drei grundlegende Typen von Leuten, die in einem Coworking Space arbeiten: Enthusiasten, Pragmatiker und Realisten.

Neben dieser Typologie, die es so bevor nicht gab, fanden sie jedoch auch viele Gemeinsamkeiten, die viele der Coworker miteinander verbindet.

Gemeinsamkeiten der Coworker

Die befragten Coworker fühlten sich stark den Werten Freiheit und Unabhängigkeit verbunden. Viele der Befragten standen zuvor in einem Angestelltenverhältnis und entschieden sich bewusst für die Selbstständigkeit. Sie möchten sich Projekte aussuchen, die ihnen Freude bereiten und für sie einen wichtigen Sinn erfüllen.

Coworking mögen sie, weil es sich ihrer Arbeitssituation anpasst und nicht umgekehrt. Sie können wählen, mit wem und für wen sie arbeiten. Gegenüber neuem sind Coworker recht aufgeschlossen. Sie treten allgemein gern in Kontakt mit anderen Menschen. Impulse von Leuten aus ihrem oder anderen Fachgebieten empfinden sie befruchtend für ihre Arbeit, den Austausch über die berufliche Praxis ebenso wie den Small Talk an der Kaffeemaschine.

Der kommunikative und direkte Austausch mit den Gleichgesinnten stützt darüber hinaus ihr Selbstbewusstsein, vor allem das Bewusstsein für die hohe Wertigkeit ihrer Arbeit. Mit der positiven Bestätigung stärken sie gleichzeitig, ob bewusst oder unbewusst, ihre Stellung gegenüber Auftraggebern und Unternehmen.

Verantwortung und Hilfsbereitschaft nehmen sie als wichtige Werte für ihre Umgebung wahr, vor allem verantwortungsbewusstes Arbeiten. Viele zeigen ebenfalls die Bereitschaft, andere Coworker mit ihren Kompetenzen zu unterstützen oder bringen sich mit ihrer Arbeit stärker in den Space ein.

Die anderen Coworker in ihrem Space betrachten sie durch den direkten Kontakt nicht als Konkurrenten, selbst wenn sie im gleichen Fachgebiet arbeiten. Gleiche Behandlung und gleiche Konditionen für alle gehören für sie zum absoluten Grundprinzip. Hierarchien lehnen sie mehrheitlich ab, weil sie eine alte Unternehmenskultur versinnbildlichen.

Obwohl der Begriff „Coworking“ zumindest bei den deutschen Befragten eher Verwirrung stiftet und keine ungeteilte Akzeptanz erfährt, identifizieren sie sich mehrheitlich mit dem Konzept des Coworkings.

Allerdings verspricht ihnen die Theorie bisher mehr, als es die praktische Umsetzung derzeit hergibt. Während sie einen einfachen Austausch nicht nur mehrheitlich anstreben und dieser Austausch auch stattfindet, hapert es noch bei richtigen Kooperationen – also bei der gemeinsamen Umsetzung von Zielen. Gleichwohl hier ebenfalls Bedürfnisse bei ihnen dafür bestehen. Realisiert werden sie deutlich seltener als in der gewünschter Häufigkeit.

Ein Teil der Coworker konzentriert sich gleich ganz auf ihre Arbeit und zeigt eher wenig Interesse am Austausch, womit wir auch zu den einzelnen Typen von Coworkern kommen, die sich voneinander unterscheiden:

Die Enthusiasten

Die Enthusiasten identifizieren sich sehr stark mit dem Coworking-Konzept und bringen sich aktiv in ihren Coworking Space ein. Über Blogs und Social Networks informieren sie sich über die Coworking Community und besuchen Veranstaltungen außerhalb ihres Spaces zu diesem Thema. In der Praxis sehen sie die Idee des Coworkings bereits gut umgesetzt.

Innerhalb ihrer Spaces kennen sie die meisten Coworker und regen sie zum Austausch an. Sofern es ihre Auftragslage zulässt, öffnen sie sich ebenso für Kooperationen mit ihnen.

Die Enthusiasten sehen sich selbst als Vorreiter einer neuen Arbeitsform und möchten das Thema in eine breite Öffentlichkeit tragen. An Coworking mögen sie besonders das Zusammengehörigkeitsgefühl und die Arbeit unter Gleichgesinnten.

Die Pragmatiker

Wie der Name bereits vermuten lässt, arbeiten die Pragmatiker vornehmlich aus eher rationalen Gründen in einem Coworking Space. Die neuen Räume bieten ihnen eine günstige Alternative zu einer Bürogemeinschaft und mehr motivierende Abwechslung als die isolierte Arbeit in einem Home Office.

Mit der Philosophie hinter dem Coworking-Konzept können die Pragmatiker wenig anfangen. Sie ist ihnen zu idealistisch geprägt und geht zu sehr am tatsächlichen Arbeitsalltag vorbei. Dennoch schätzen sie die lockere und kreative Atmosphäre in den Coworking Spaces.

Die kollaborativen Gelegenheiten nehmen sie als Vorteile wahr. Die Einbindung in bereits bestehende Projekte hält sie jedoch meist von Kooperationen mit Leuten aus dem Space ab. Auch am sonstigen Austausch besteht aus Zeitgründen nur wenig Interesse. Nur wenige Coworker aus ihrem Space sind ihnen bekannt.

Die Realisten

Die Realisten überzeugt die Coworking Philosophie im Allgemeinen, allerdings bemängeln sie die praktische Umsetzung. An Veranstaltungen nehmen sie hin und wieder teil, soweit sie überhaupt in ihrer Gegend angeboten werden.

Gern würden sie mit mehr Coworkern zusammenarbeiten, finden nur kaum die Möglichkeiten dafür. Ihrer Meinung nach vermieten zu viele Coworking Spaces lediglich Schreibtische, sorgen sich jedoch zu wenig um eine kollaborative Atmosphäre. Die Spaces leben die Coworking Kultur selbst nicht vor.

Für die Realisten birgt Coworking ein enormes Potenzial, mit der sich die Arbeitswelt nachhaltig verändert. In der Praxis müssen dafür nur noch die richtigen Schrauben gedreht werden, damit die damit verbundenen Vorteile auch in der alltäglichen Arbeit bei ihnen ankommen.

Interessanter Nachschlag: Hedonistische Wertvorstellungen fanden sich bei praktisch keinem der befragten Coworker.

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Der Artikel ist eine editierte Zusammenfassung eines kleinen Teils des Abschlussberichtes der Studierenden Alexander Wordel, Antonia Märzhäuser, Benjamin Hoffmeier, Paul Stubert und Tabea Bork aus ihrem Buch „Potenziale des Coworking“. Mehr auf www.debuet.net.

Mit der Typologie möchte die Gruppe keine allgemeingültigen Aussagen für alle Coworker herleiten, schon allein weil die Zahl der Interviewten dafür nicht ausgereicht hätte. Die Interviews erlaubten auch keinen Überblick über die repräsentative Verteilung dieser Typen. Allerdings ermöglichten die Gespräche über ihre Werte und Bedürfnisse den Nachweis dieser drei grundverschiedenen Typen von Mitgliedern in den Coworking Spaces.

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