Yardi Kube: A single connected platform for flexible workspace management
Yardi Kube
Die Work in Progress, ein Kongress der Hamburger Kreativgesellschaft, ging am 1.3.2013 auf Kampnagel in die 2. Runde. „Strategien für die Arbeitswelt von Morgen“ war das Motto. Wir waren für euch dabei: Es war ein langer, anstrengender und lehrreicher Tag, vollgepackt mit interessanten Vorträgen, hitzigen Debatten und einem sehr involvierten Publikum. Nach 9 Stunden, 5 Vorträgen und 3 Panels ziehen wir eine kurze Bilanz.
By Hana Hariri - Sonntag, 03. März 2013

Zusammenarbeit mit Menschen, die man nicht mag, Komplizen und Kollaborateure, der allseits präsente 3D-Drucker, die Freiheit auf Zick-Zack-Kursen, die man so eigentlich gar nicht möchte und eine inflationäre Nutzung der „Kreativität“, das waren die O-Töne der Work in Progress - aber der Reihe nach.

Freiheit vs. Freisetzung

Die Zahl der Solo-Selbständigen nimmt weiter zu. Dies bringt einerseits mehr Freiheiten für die Selbständigen und öffnet mehr individuellen Entscheidungsspielraum und Gestaltungsmöglichkeiten, besitzt aber natürlich auch seine Schattenseiten.

Es existieren viele Freelancer auf dem Arbeitsmarkt, die sich ihre Situation so gar nicht aussuchten. Gestern noch angestellt mit Kranken- und Pensionsversicherung plus 13. Monatsgehalt, sind sie heute plötzlich Freelancer und müssen sich selbst um den ganzen bürokratischen Kram kümmern.

Besonders größere Unternehmen setzen ihre Mitarbeiter "frei", um Kosten zu sparen. Die nunmehr selbständigen „freien“ Mitarbeiter verrichten weiterhin die gleiche Arbeit, mit dem Unterschied, dass sie auf eigene Rechnung arbeiten, ihre karierten Holzfällerhemden tragen können, wann sie wollen, dafür aber keinen Anspruch mehr auf Urlaub und Krankengeld haben. Man verstehe es nicht falsch, sie dürfen alle 8 Wochen eine Zwangspause einlegen, damit nicht jemand auf die Idee kommen könnte, es handle sich hierbei um eine Scheinselbständigkeit...

Selbständigkeit ist offensichtlich nicht für jeden und man muss immer öfter die Freiwilligkeit des Freiseins in Frage stellen, aber es gibt sie selbstverständlich trotzdem: die Entrepreneure aus Überzeugung. Diejenigen, die ihr eigener Chef sein wollen und selbst entscheiden möchten für wen sie wann, wo und wie viel arbeiten. Und auch selbst die Freiheit haben möchten über ihre Altersvorsorge zu entscheiden. Sicherheiten gibt es im Leben sowieso keine, und eine aufgezwungene Versicherung wird dies auch nicht ändern.

Komplizenschaft und Kollaboration

Alleine kommt man in der heutigen Arbeitswelt nicht besonders weit. Darüber ist man sich auf der Konferenz einig. Die Formen der Zusammenarbeit können allerdings variieren. Nicht immer kann man sich aussuchen, mit wem man in ein Team gesteckt wird. Oft sind es Menschen, die man nicht kennt, und möglicherweise auch gar nicht mag oder sympathisch findet. Für den Keynote-Sprecher Sennett sind diese ungleichen Teams jedoch die besseren und kreativeren, solange man ein paar Grundregeln beachtet:

- man höre gut zu, lese zwischen den gesprochenen Zeilen und ärgere sich nicht, wenn man nicht sofort zu einer Lösung kommt

- man äußere sich in der Möglichkeitsform, um etwas Spielraum zu lassen, die zur Teilnahme zu motivieren

- man setze das Ganze in einen informellen Rahmen, für mehr Kreativität und Improvisation

- man sei empathisch, identifiziere sich aber nicht mit dem Anderen, denn "Identifikation und Solidarität sei der Tod jeglicher Kreativität"

Eine besonders intensive Form der Zusammenarbeit ist die Komplizenschaft. Man verwechsle Komplizenschaften jedoch nicht mit Freundschaften. Komplizen verschwinden nach getaner Arbeit wieder aus deinem Leben, als wäre nie etwas gewesen. Komplizen finden sich, ohne sich zu suchen, synchronisieren sich in ihrer Verschiedenheit, tarnen sich als Einzelgänger, fassen einen Entschluss, planen und führen ihn gemeinsam durch. Aber nicht im strafrechtlichen Sinn, sondern in einer guten, innovativen und produktiven Art.

Komplizen unterscheiden sich von anderen Formen der Zusammenarbeit dadurch, dass diese immer mit einem hohen Grad an Vertrauen verbunden sind und gegen einen 'Gegner' agieren, der im Allgemeinen nichts davon weiß. Sie besitzen ein gemeinsames Ziel, welches jedem einzelnen Nutzen verschafft und jeder trägt die gesamte Verantwortung.

Teilen und tauschen

Hier kommt jetzt der 3D-Drucker ins Spiel. Viel wird davon gesprochen, was man jetzt so gut wie alles selber machen kann, mit ein bisschen Plastik und dem kleinen Wunderding, das (fast) alles einfach ausdrucken kann.

Was den 3D-Drucker aber auszeichnet, ist seine Open-Source-Fähigkeit. Oft sind die Baupläne für jeden offen verfügbar. Geteiltes Wissen ist doppeltes Wissen. Die Frage ist nur, wie man, mit dieser offenen Technologie Geld machen kann. Eindeutigen Antworten blieben bei der Work in Progress aus. Geduldig sein, hieß das Motto.

Der 3D-Drucker ist aber nicht das einzige Produkt auf dem Open-Source-Markt. Die Bewegung geht viel weiter. Open Design, Creative Commons, FabLabs und die gesamte Maker-Bewegung operieren auf der gleichen Ebene. Die Währung ist nicht Geld, sondern Aufmerksamkeit. Verkauft werden nicht mehr die Produkte, sondern die damit verbundenen Dienstleistungen.

Eine etwas andere Bewegung, die aber in die gleiche Richtung geht, ist die des geteilten Konsums. Wir besitzen viele Dinge, die wir eigentlich gar nicht oder nur selten brauchen. Das Ziel ist es, Zugang statt Eigentum zu schaffen und dem Konsumwahn entgegenzuwirken. Würde jeder Mensch so viel konsumieren wie in der westlichen Welt, bräuchten wir mittlerweile die Ressourcen von vier Planeten.

Zick-Zack-Kurse und Zukunftsängste

Studieren, Karriere machen, in Pension gehen. Diese linearen Lebensläufe findet sich nur noch selten. Stattdessen setzen heute gebrochene Biografien den Standard. Andererseits waren sie das für Frauen immer schon, sobald Kinder unterwegs oder es in die Familienplanung ging. Immer seltener übt man Berufe aus, für den man studierte.

Gestern Jurist, heute Zuckerbäcker, morgen Kaffeebauer. Es trifft nicht nur Soziologen. Weil die Umbrüche selten komplett freiwillig erfolgen, wird dies von außen oft als Scheitern betrachtet. Dabei ist jeder Schritt, auch wenn er nicht geradeaus nach vorne geht, wichtig für den eigenen Weg und prägt uns auf die eine oder andere Weise.

Oft werden Umbrüche aus Angst vollzogen, den Kühlschrank nicht mehr füllen zu können. Aber neben der Angst gehört auch der Mut dazu, den Schritt in eine andere Richtung zu wagen, wenn die aktuelle Situation nicht zufrieden stimmt.

Das war nur ein kleiner Abriss der Themen der diesjährigen Work in Progress. Auch wenn wir immer noch nicht genau wissen, wie die Zukunft aussehen wird, liegt es wohl an uns selbst, sie zu gestalten. Die ersten Schritte in die richtige Richtung wurden schon getan. Wir freuen uns auf die nächsten und auf die Work in Progress 2014.

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