Networking und Gemeinschaft passieren normalerweise nicht während man mit eingestöpselten Ohrhörern an seinem Schreibtisch sitzt und auf den Bildschirm starrt. Es passiert davor, danach und zwischendurch: Wenn du den Morgenkaffee holst, eine kleine Pause fürs Mittagessen einlegst, oder (für diejenigen von uns, die früher oder später an Krebs sterben) ob du hinaus gehst, um mal eine zu rauchen.
Pause machen ist gut für die Produktivität, denn, seien wir uns ehrlich, niemand kann acht (oder mehr) Stunden am Stück motiviert und produktiv sein. Mal ganz abgesehen davon, dass es einfach nicht gesund ist, sich so lange den Arsch platt zu sitzen - selbst wenn man dabei fleißig arbeitet. Man stehe also auf, beachte die 20-20-20 Regel, und hole sich eine Tasse Kaffee. Wenn man in diesen kleinen Pausen die Community fördern möchte, hilft es ungemein einen informellen Entspannungsort oder Treffpunkt für seine Coworker zu haben.
Informelle Versammlungsorte - oder: Wo ist denn hier das Café?
Kaffee ist ein klassischer Coworking-Treibstoff, natürlich gibt es immer wieder welche, die eine schöne Tasse Tee bevorzugen (ein herzliches „cheerio“ an unsere englischen Freunde an dieser Stelle), aber um den Kaffee selbst geht es eigentlich gar nicht.
Der Kaffee ist nicht Zweck, sondern Mittel. Weil man normalerweise seinen Arbeitsplatz verlassen muss, um an die Kaffeemaschine oder ins Café zu kommen, kann man gleich die Chance nutzen, die müden Knochen in Bewegung zu bringen, sich die Beine ein wenig zu vertreten und sich zu revitalisieren. Wichtiger als Koffein ist der soziale Aspekt des Kaffees, das Networken, die Entspannung und nicht zu vergessen die Kultur und Tradition die hinter dem Ganzen steckt.
Wien ist hierfür das perfekte Beispiel. Die Kaffeehauskultur besitzt hier eine lange Tradition und die Wiener Kaffeehäuser waren (und sind immer noch) etwas anders als im Rest der Welt. Im Wiener Café war es durchaus üblich, dass die Gäste am Morgen hinein kamen, sich eine „Melange“ bestellten und den Rest des Tages dort verbrachten. Am Ende des 19. Jahrhunderts waren die Kaffeehäuser bevölkert von Künstlern und Autoren. Sie lebten quasi in Kaffeehäusern. Dort malten, zeichneten und schrieben sie, dort trafen sie ihre Freunde und Feinde.
So betrachtet, gehörten die Wiener Kaffeehäuser zu den ersten Coworking Spaces. Die Leute kamen weniger zum Kaffee. Sie waren eher Teil einer Gemeinschaft und die ständige Verfügbarkeit von Kaffee ein angenehmer Nebeneffekt. Die Stammgäste kannten einander und arbeiten schon mal gemeinsam an ihren Projekten. Die Kaffeehaus-Bohemiens der Jahrhundertwende waren die Vorfahren der „digitalen Bohème“, die heute die Cafés und Coworking Spaces rund um den Globus bevölkert.
Die Sehnsucht nach gleichen oder ähnlich gesinnten Leute bei der Arbeit ist die gleiche wie vor hundert Jahren. Menschen sitzen immer noch in gemeinsamen Räumen, klammern sich an ihrem Kaffee und genießen die Gesellschaft. Laptop und Smartphone ersetzten Notizbuch und Zeichenblock, aber der Rest änderte sich auf den ersten Blick kaum - außer dass mit diese Sehnsucht mit der steigenden Zahl von Freelancers wesentlich mehr Leute erfassen. Wir brauchen diese Orte der informellen Interaktion.
Mögen sich Latte-Arbeiter von heute in Cafés nicht allzu sehr mit ihren Sitznachbarn austauschen, ein Café oder Kaffeebereich im Coworking Space selbst ist jedoch eine essentielle Schnittstelle der Kommunikation innerhalb der Coworking Community. Fehlt ein solcher Ort, ist die Gemeinschaft einfach nicht dieselbe...
Coworking Spaces brauchen Platz für Geplauder...
Es existieren einige Spaces in der Coworking-Welt da draußen, in denen die Mitglieder an keinem Ort mal eben kurz entspannen und plaudern können. So passiert es, dass die Coworker sich zwar jeden Tag in der Arbeit sehen und nebeneinander her arbeiten, aber weder Namen noch Beruf der anderen kennen.
Natürlich besitzen nicht alle Spaces die Möglichkeit oder die Ressourcen ein Café einzubauen, aber es hilft schon, wenn die Nutzer einen Ort im Space finden, an denen sie Pause machen können, sei es nur eine Ecke mit einer gemütlichen Couch oder eine offene Wohnküche mit netter Sitzmöglichkeit.
>> Nächste Seite: 4 Tipps um die Community in Schwung zu bringen.