Insbesondere das starke Wachstum des Coworking Visa Netzwerkes trug zu dieser Entwicklung bei. Zwar existieren keine Zahlen zur Nutzung dieses Programms, jedoch stieg die Zahl der teilnehmenden Workspaces innerhalb der letzten 24 Monate von 22 auf 180. Etwa jeder vierte Coworking Space weltweit ist also dabei – und bietet zumindest für wenige Tage den Hauptvorteil eines globalen Netzwerkes: einchecken mit der heimischem Mitgliedschaft.
Daher setzen die anderen internationalen Netzwerke auf ein breiteres Angebot für die reisenden Coworker, welche ihnen möglicherweise eine größere Attraktivität für kurze und längere Aufenthalte bieten. Daneben entstanden viele kleinere regionale und nationale Ketten oder Verbünde von Coworking Spaces, über die wir in einem späteren Artikel berichten werden. Heute starten wir mit den internationalen Modellen.
The Hub
The Hub ist das erste, größte und - bisher - auch einzige formalisierte Netzwerk von Coworking Spaces auf internationaler Ebene. Im Londoner Stadtteil Islington eröffnete der erste Hub im Jahr 2004. Bis heute kamen weitere 27 Zentren auf fünf Kontinenten hinzu.
Obwohl nicht als Kette geplant, erlangte das Konzept auch große Aufmerksamkeit bei Leuten in anderen Städten. Sie fragten die Gründer an, ihr Konzept mit der Marke übernehmen zu dürfen. Die daraus entstandenen Hubs sind alle unabhängig und privat geführt, aber basieren alle auf dem gleichen Geschäftsmodell und bestimmten Prinzipien, die bis zur Übernahme der Preismodelle gehen.
The Hub setzt seinen Fokus auf soziales Unternehmertum, ein Begriff, den sie selbst nicht definieren möchten, sondern den Mitgliedern überlassen: "Wir versuchen uns aus dieser akademischen Diskussion herauszuhalten, was Social Entrepreneurship angeht", sagt Simon Ulvund, einer von vier Geschäftsführern der österreichischen Hub GmbH.
"Stattdessen sprechen wir potentielle Mitglieder darüber, was The Hub ist: „Ein Raum für Menschen mit guten Ideen für die Welt. Die meisten Menschen, die bereit sind, selbst entscheiden, ob sie passen. Es gibt nur sehr wenige Fälle, die wir ablehnen, weil sie sich unternehmerisch nicht sozial genug verhalten
Für die Eröffnung eines Hubs zahlen die Betreiber ein Eintrittsgeld zwischen 10.000 und 20.000 Euro, in Abhängigkeit von der lokalen Wirtschaftssituation – sowie eine jährliche Gebühr von 2,5% des Umsatzes, die in die Pflege des globalen HUB-Verbundes gehen.
Als mit Mitglied dieses Verbundes besitzen sie ein Mitbestimmungsrecht für die Weiterentwicklung des Konzeptes bei den jährlichen HUB-Treffen und erhalten Unterstützung bei der Einrichtung und Verwaltung ihrer Räume.
Erst kürzlich reorganisierte The Hub seine interne Verwaltung. Die Gründer zogen sich aus dem aktiven Management zurück und besitzen nur noch eine beratende Funktion. Geleitet wird The Hub heute von einem österreichischen Unternehmen mit vier Geschäftsführern, die das tägliche Geschäft des Verbunds regeln.
The Hub besitzt weiterhin große Expansionspläne. Ulvund peilt derzeit etwa zehn bis zwölf Neueröffnungen pro Jahr, bis sie etwa 100 Standorte weltweit umfassen. Eine Zahl, die Ulvund jedoch selbst noch als sehr ‚konservativ’ beschreibt. Mit temporären Hubs bei Konferenzen und Foren versuchen sie seit kurzem das Konzept auch aktiv in der Öffentlichkeit zu kommunizieren.
Nicht jeder Hub schlug sich bisher erfolgreich. Die Standorte in Johannesburg, Bristol oder Berlin schlossen wieder. „Weil sie nicht von den richtigen Leuten geführt wurden“, meint Ulvund. Seitdem öffnete jedoch wieder ein neuer Hub in Johannesburg. Und ein weiteres Team interessiert sich ebenfalls für die Wiederbelebung der Berliner Niederlassung in naher Zukunft.
Obwohl sie selbst im weitesten Sinne originäre Coworking Spaces darstellen, identifiziert sich The Hub nicht als solche: „Bei der Gründung von The Hub existierte der Begriff ‚Coworking’ auch noch nicht.“
„Bei uns teilen die Leute bestimmte Werte und Verhaltensweisen, und die Hubs beinhalten auch einen ‚Coworking’ Space. Aber wir denken, es ist nicht das Einzige, was wir anbieten, weil wir uns mehr als um die Vermietung von Schreibtischen kümmern und stark auf die Bildung eine Gemeinschaft konzentrieren“. Was jedoch auch andere Spaces mit ihrem Coworking-Konzept verfolgen.
Einfach ausgedrückt, möchte The Hub als Netzwerk von Innovatoren bekannt werden. Der Hauptvorteil einer Mitgliedschaft liegt im Zugang zu einer Community und nicht nur in einem Ort zum Arbeiten.
„Wir fühlen uns als Teil der Coworking-Gemeinde, aber auch ein bisschen anders. Wir arbeiten mit lokalen Coworking Spaces zusammen und denken, es existiert immer noch ein sehr großer Markt, in dem es noch für viele weitere einen Platz gibt.“
The Coworking Visa
Coworking Visa ist keine Kette, sondern eine freiwillige Vereinbarung zwischen vielen Coworking Spaces, mit denen ihre Mitglieder auch andere Spaces nutzen können. Als unkommerzielles Netzwerk entspricht der lose Verbund am besten dem Coworking Ethos dieser Bewegung .
Es funktioniert wie ein informelles Austauschprogramm, mit dem die Mitglieder bis zu drei Tage in teilnehmenden Coworking Space außerhalb ihres Heimatspaces arbeiten können. Dafür müssen sie nur eine Mitgliedschaft vorweisen und dem gastgebenden Coworking-Space kurz vorher eine E-Mail schreiben. Es bietet viele gute Möglichkeiten eines globalen Netzwerkes für Coworker, die nur eine kurze Zeit an einem anderen Ort arbeiten möchten.
Mehrere Versuche, das Programm über bestimmte Regeln zu standardisieren, blieben erfolglos. Es basiert bis heute auf einer ungeschriebenen Fair-use-Politik. Letztlich obliegt es den gastgebenden Spaces, was sie ihren Gastmitgliedern konkret bieten – und mit Ausnahme der 3 Drop-in-Tage - für wie lange.
Insbesondere die Existenz des Coworking Visa dämmte die Entwicklung von Coworking-Ketten, weil es den Hauptvorteil eines globalen Netzwerkes für Anbieter und Nachfragende gleich ohne Zusatzkosten weitergibt. Derzeit nehmen 180 Spaces aus 36 Ländern an diesem Programm teil – in Australien und Argentinien ebenso wie in vielen Länder Europas und Asiens sowie in Kanada oder den USA. Und dieser Thread erzählt dir eine kleine Geschichte von der Geburt des Coworking Visas im August 2008.
The Business Class Net
Wie The Hub, startete The Business Class Net (oder BCN) bevor sich ‚Coworking’ mit seinem Namen und dem dahinter stehenden Konzept etablierte. BCN arbeitet ebenso nicht als Kette, sondern sind sieben Arbeitsorte weltweit, die sich lose über private Kontakte zum Gründer und auf einer Website zusammen auftreten.
Auch nicht alle dieser Arbeitsorte entsprechen echten Coworking Spaces. Das New Yorker Büro ist zum Beispiel eher eine schöne Ferienwohnung mit Schreibtischen, Atelier und Internetanschluss, in der zeitgleich mehrere Leute arbeiten und wohnen können.
Der Ursprungsstandort funktioniert allerdings wie ein echter Coworking Space mit flexiblen Schreibtischen und informellen Veranstaltungen, welche die Coworker zusammen mit dem Gründer organisieren.
BCN wurde im Jahr 2006 von Manu Kumar, einem Künstler und Unternehmer gegründet. Aus seinem Künstlerleben, und dem dazugehörigen globalen Netzwerk heraus, entstand bei ihm das Bedürfnis und die Idee zu einem gemeinsamen Büro, dass Kreative während ihrer Arbeitsaufenthalte in anderen Orten nutzen können: "In Cafés oder Airport Lounges startet man selten Gespräche mit den Sitznachbarn über die eigene Tätigkeit, kleine Arbeitsräume bieten sich dafür besser an und sie eignen sich auch besser, um die lokale Szene kennenzulernen." Schließlich arbeiten auch Coworker aus der lokalen Umgebung im BCN.
Das Wachstum des BCN-Netzwerks scheint ein wenig ins Stocken geraten. Andererseits existieren auch keine starken Bestrebungen seitens des Gründers, das Netzwerk mit großem Aufwand zu erweitern, weil er regelmäßig neue Projekte in Angriff nimmt, für die er ein Bedarf sieht. Neue Orte zum BCN treten von sich aus dem Netzwerk bei. Gerade kleine Coworking Spaces sind dafür willkommen. Die Berliner Basis ist immer noch stark und ein wirklich angenehmer Ort zum Arbeiten. In wenigen Wochen kommt auch ein neuer Standort in Miami dazu.
Demnächst: Ein Artikel über kleine Coworking-Space-Verbünde, die bisher an zwei oder drei Standorten in bestimmten Regionen oder Ländern Arbeitsplätze anbieten.