Zwei von drei Personen, die Coworking Spaces betrieben, beantragten die “Soforthilfe” für Selbstständige und kleine Unternehmen. Fast ebenso viele suchten das Gespräch mit den Vermieter:innen ihrer Standorte oder den Austausch mit anderen Coworking Spaces.
Nur ein Drittel meldete Kurzarbeit an. Andere externe Unterstützungsmaßnahmen wurden noch deutlich seltener beansprucht. An privaten oder staatlichen Krediten bestand das geringste Interesse. Jeder zehnte verzichtete auf sämtliche Optionen des vorgegebenen Maßnahmenkatalogs*.
Wie sehr halfen Coworking Spaces die Maßnahmen?
Unterstützung suchen ist eine Sache, sie tatsächlich zu erhalten eine andere. Deshalb fragten wir, wie zufrieden die Coworking Spaces mit dem Ergebnis der einzelnen Hilfsmöglichkeiten waren, wenn und nachdem sie diese beantragten.
Mit weitem Abstand am besten bewerteten sie die “Kurzarbeit”. Leider gehörte dieses staatliche Instrument ebenso zu der Option, von der sich die meisten Coworking Spaces von vornherein ausgeschlossen sahen, was das Gesamtergebnis stark schmälert.
Fast jedem Coworking Space half der Austausch mit anderen Coworking Spaces etwas, aber weniger als die Hälfte war mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Ähnlich sah es bei der Soforthilfe aus. Als schlecht bezeichnete jedoch kein Coworking Spaces diese beiden Möglichkeiten, sofern sie aktiv gesucht wurde.
Bei den Gesprächen mit den Vermieterparteien gingen wir etwas mehr ins Detail. Fast 60% konnten danach die Zahlungen pausieren. Ein Drittel erhielt keine Stundung. Allerdings legalisierte der Staat diese Option für einen befristeten Zeitraum.
Bestandsmieten wurden bei laufenden Verträgen nicht gesenkt
Eine temporäre oder dauerhafte Senkung der Miete erzielte bis zum Befragungszeitpunkt im Sommer praktisch kein Coworking Space. Ebenso konnten keine Räume außervertraglich gekündigt werden. Auf ein neues Vertragsmodell, bei denen sich Coworking Spaces die zukünftigen Einnahmen mit der Vermieterpartei teilen, einigte sich ebenso niemand.
Vermutlich ändern die Vermieterparteien keine für sie günstigen Verträge, solange diese nicht auslaufen oder keine unmittelbare Insolvenz der Mietenden droht. Nur 4% aller Coworking Spaces gab an, die Laufzeiten würden innerhalb der nächsten sechs Monate enden. Nur 3% beschrieben ihre finanzielle Lage als akut existenzbedrohend.
Allerdings sähen sich 70% aller Coworking Spaces finanziell gefährdet, wenn die Einschränkungen längerfristig bestehen bleiben. In diesem Fall dürften auch neue Gespräche mit den Vermieterparteien sehr wahrscheinlich werden.
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Vielen Dank an alle Teilnehmenden der Befragung!
Alle Ergebnisse zu diesem Artikel findest du hier als PDF. Die gesamte Auswertung umfasst drei Teile:
Wie wirkt sich die Corona-Pandemie auf Coworking Spaces in Deutschland aus?
Welche externen Hilfen beanspruchten Coworking Spaces in Deutschland? (dieser Artikel)
Wirtschaftliche Kennzahlen von Coworking Spaces in Deutschland (PDF)
Die Onlinebefragung lief vom 23. Juni bis 14. August 2020. Insgesamt nahmen 72 Personen an der Erhebung teil: 37 beantworteten die Fragen für bestehende Coworking Spaces in Deutschland. Nur diese wurden für die Auswertung in diesem Artikel berücksichtigt.
Die German Coworking Federation leitete die Öffentlichkeitsarbeit für die Erhebung und bewarb diese über ihre eigenen Kommunikationskanäle. Aus diesem Grund dominieren Coworking Spaces in der Befragung, die Mitglieder der GCF sind. Die Befragung ist nicht repräsentativ, sie gibt jedoch ein Stimmungsbild über die aktuelle Situation wider. Mehr zu Befragungen während der Corona-Pandemie findest bald hier.
*Die einzelnen Maßnahmen sind im PDF-Report aufgeführt.