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Im Folgenden möchten wir in einem Beispiel auf die Art eingehen, wie Verdi Selbstständige kritisiert, die nicht bei Verdi organisiert sind. In einem Facebook-Post würdigt die Gewerkschaft eine von Deskmag und dem VGSD durchgeführte Befragung bei mehr als 3500 Selbstständigen herab. Die Verfasser setzen sich nicht inhaltlich mit den Ergebnissen und Sorgen der Selbstständigen auseinander, stattdessen arbeiten sie sich wie ein Flummi an einem Bruchteil der getroffenen Interpretationen ab.

Sie verdrehen und verkürzen Zusammenhänge in ihr Gegenteil und sind sich auch nicht zu schade, die Initiatoren der Befragung in die Ecke von Verschwörungstheoretikern zu stellen. Ihre Kritik endet vollends in der Geschmacklosigkeit, als sie Deskmag und den VGSD als “besorgte Bürger” und damit in den Ecke von Rechten und Rassisten stellen wollen.

Die bisherige Auswertung der Freelancer Survey erfolgte in drei Formen: mit 24 unkommentierten Ergebnisgrafiken, einem zusammenfassenden Artikel bei Deskmag, der kommentierende Elemente und Interpretationen enthält, sowie eine weitergehende Analyse, die sich in zehn Artikeln auf den Seiten des VGSD auffächert. Weitere Auswertungen sind für März geplant.

Der von Verdi kritisierte Deskmag-Artikel enthielt 1578 Wörter, davon reichten den Verdi-Autoren 19 zitierte Wörter (1,2%), um die umfangreiche und ehrenamtliche Arbeit hinter der Studie, die Initiatoren sowie die Teilnehmer in den Dreck zu ziehen. An einer umfangreichen Auseinandersetzung besaßen die Verfasser kein Interesse. 

Der Deskmag Artikel fasste Ergebnisse zusammen, interpretierte einzelne von ihnen und versuchte den Hintergrund dafür zu erklären. Dazu gehört auch, dass man einzelne von ihnen überspitzt formuliert. So schrieb Deskmag: “(Andrea Nahles) verweigert bis heute jeglichen Dialog mit den Selbstständigen und ignoriert ihre Anliegen.”

Nach Aussage von Verdi spricht Andrea Nahles sehr wohl mit Vertretern von Selbstständigen - mit dem DGB und Verdi. Warum dies keinen Dialog mit Selbstständigen darstellt, sondern im Gegenteil, Demokratie simuliert und diese Form des “Dialogs” Selbstständige sogar ausschließt, erklärten wir auf der vorherigen Seite.

In Bundesarbeitsministerium existieren Selbstständige nicht in der Zukunft der Arbeit

Im Mai letzten Jahres startete das Bundesarbeitsministerium die Initiative Arbeiten 4.0. Auf dessen Seiten können Interessierte auch ihre eigenen Gedanken dazu öffentlich einbringen. Unter den 25 beliebtesten existieren gleich 18, die sich mit der Zukunft der Selbstständigkeit auseinandersetzen. Am meisten kritisieren die Beiträge, mit der aktuellen Politik die Existenz von echten Selbstständigen zu vernichten. Ebenso schmerzt sie, dass Vertreter von (Solo-)Selbstständigen bei der Entwicklung des Weißbuches “Arbeit 4.0” nicht gehört, und schon gar nicht eingeladen werden. 

(Solo-)Selbstständige fehlen im Expertengremium von Arbeit 4.0, sie fehlten als Thema und Redner bei der Auftaktveranstaltung, bei Kongressen (hier, hier, hier und hier), bei Workshops (hier und hier). Vorgestellte Studien klammern Selbstständige aus (hier und hier). In der Initiative Arbeit 4.0 wird (fast) ausschließlich die Zukunft von Arbeitgebern und Beschäftigen diskutiert. 

So entsteht der Eindruck, Selbstständige kämen in der Zukunft schon heute beim Bundesarbeitsministerium nicht mehr vor. Andrea Nahles änderte unter ihrer Schirmherrschaft trotz dieser Kritik bisher nichts an der Richtung dieser Initiative. 

Vor diesem Hintergrund überrascht es kaum, warum 89% der befragten Selbstständigen die Arbeit von Andrea Nahles für ihre Anliegen schlecht bis sehr schlecht bewerten. Mit diesen Bewertungen und der ausführlich dokumentierten Dialogsverweigerung, dem Ausschluss von 10% aller Erwerbstätigen, kann ihr, wenn auch überspitzt, vollkommen zurecht ein “nordkoreanisches Demokratieverständnis” attestiert werden. Das klingt nicht “irre mutig oder kämpferisch”. In einer Demokratie sucht sich das politische Personal nicht die Gesprächspartner aus, die einem selbst gefallen oder am gefälligsten sind. Das politische Personal sucht das Gespräch mit allen betroffenen Gruppen.

Verdi: Lieber beleidigen als mit Argumenten überzeugen

Den größten Teil von Verdis Kritik nahmen allerdings Diffamierungen, ins Gegenteil verkürzte Aussagen sowie Erfindungen ein. 

So unterstellen die Verdi-Autoren den Initiatoren der Befragung, “im Umgang mit Verschwörungstheorien Geübte wird nicht wundern, dass die Schlussfolgerung, Andrea Nahles verweigere "jeglichen Dialog mit den Selbstständigen", auf der These beruht, die Arbeitsministerin habe ihre Politik nicht mit den mitgliederstärksten Organisationen der Solo-Selbstständigen, der Unternehmen sowie der Beschäftigten abzustimmen, sondern mit den Initiatoren dieser Umfrage.”

Diese Unterstellung besitzt einen gewissen Unterhaltungswert, ist jedoch absurd. In der Auswertung der Studie forderten wir in keiner Zeile, die Bundesarbeitsministerin hätte ihre Politik mit Deskmag oder dem VGSD abzustimmen. Weder war eine solche Forderung ein Teil der Befragung, ein Teil des Ergebnisses, noch der veröffentlichten Auswertung. Noch törichter und fast schon lustig, ist die Behauptung, die Initiatoren würden den DGB und den BDA ersetzen wollen. Es geht ausschließlich darum, Selbstständigen an der politischen Willensbildung über ein Gesetzesvorhaben teilhaben zu lassen. Ein Vorhaben, das sie selbst betrifft. Es existieren zahlreiche Vereinigungen für Selbstständige, die derzeit ignoriert werden, auch wenn die Vielfalt von Meinungen und Anliegen in einer Demokratie anstrengend sein mag.

Wenn Verschwörungstheoretikern die Argumente fehlen, zweifeln sie gern an der Glaubwürdigkeit und Relevanz des selbst gewählten Gegners. So werden im Verdi-Post die mehr als 3500 Teilnehmer - immerhin die größte bisher vorgenommene und bekannte Erhebung zu diesem Thema - zu 0,1% aller Selbstständigen geschrumpft. Das stimmt sogar, verdreht die Aussage jedoch aus ihrem Zusammenhang. Meinungsforschungsinstitute wie Forsa, Emnid oder Allensbach befragen lediglich 0,0016% der wahlberechtigten Bevölkerung für ihre Erhebungen, die wöchentlich in den Medien das Meinungsbild in Deutschland widerspiegeln sollen. Dass in Verdi nur 0,8% aller Selbstständigen bzw. 1,5% aller Soloselbstständigen organisiert sind, reicht dagegen als Grund, sich selbst als Alleinvertretung der Selbstständigen gegenüber der Bundesregierung durchzusetzen.

Verdi ist bisher nicht willens oder unfähig, eigene Befragungen bei (Solo-) Selbstständige zu aktuellen Themen durchzuführen oder zu veröffentlichen. Uns sind derzeit zumindest keine bekannt. Selbst wie ihre eigenen Mitglieder zum neuen Gesetzentwurf stehen, bleibt unklar. Damit meinen wir natürlich nicht die Meinung der angestellten Verdi-Mitglieder, die sich um die Anliegen der Soloselbstständigen und noch häufiger um ihren Facebook-Auftritt kümmern. 

0,13% der Mitglieder bestimmen den Diskurs bei "Verdi Selbstständige" im Bund

Bei der im Mai 2015 veranstaltenden Bundeskonferenz der Selbstständigen von Verdi “repräsentierten” ganze 40 die angeblich 30.000 selbstständigen Verdi-Mitglieder. Dies entspricht 0,13%, die den zukünftigen Diskurs dieser Minivereinigung innerhalb Verdis mitbestimmen. Auf dem Podium durften sie dabei den Worten des Verdi-Vorsitzenden, Vizevorsitzenden und einem Arbeitsmarktexperten lauschen.

An der einzigen in den letzten zwölf Monaten durchgeführten und verfügbaren Erhebung bei Selbstständigen, die Verdi initiierte, nahmen 165 Teilnehmer zum Thema Crowdworking bereit. An der von Verdi bei TNS Infratest in Auftrag gegebenen Erhebung mit dem Titel “Stress und Arbeitsbelastung in Deutschland” beteiligten sich 540 Personen, die repräsentativ für alle Angestellte, Arbeiter, Beamten und Auszubildenden in Deutschland stehen. Die Arbeitsbelastung von Selbstständigen interessierte Verdi dabei übrigens nicht. 

Verdi bezeichnet Deskmag und den VGSD als Rassisten und Nazis 

Die Initiatoren der Freelancer Survey behaupteten in keiner Zeile, ihre Erhebung wäre nach der statistischen Lehrmeinung repräsentativ. Das gilt allerdings für viele Befragungen, selbst für Wahlen. Deshalb schrieben wir “Die Befragung ist so repräsentativ wie die Wahl zum Bundestag. Berücksichtigt wurde nur, wer teilnahm und die Fragen mit den jeweiligen Optionen beantwortete. Sie ist also nicht repräsentativ.” Dieser Satz berücksichtigt, dass Nichtwähler und ungültige Stimmen bei der verhältnismäßigen Zusammensetzung des Bundestag nicht einbezogen werden und deshalb nicht für die Grundgesamtheit aller Wahlberechtigten steht. Ein simpler Fakt, der gesetzlich so geregelt ist. 

Dieses Statement verkürzte und verdrehte Verdi zu: “Wenn letztere dann noch behaupten, "die Befragung ist so repräsentativ wie die Wahl zum Bundestag", liegt die Vermutung nahe, dass sie Parallelwelten abtauchen, die wir auf diesem Erregungslevel (bei gleichzeitiger Verkennung der Realität) sonst nur bei anderen Gruppen besorgter Bürger beobachten.” 

Weder die Botschaft “nicht repräsentativ”, noch den doppelbödigen Sarkasmus dahinter, erkannte der oder die Verfasser(in). Es reichte jedoch, um die Initiatoren der Befragung in die Ecke von “besorgten Bürger” zu stellen, was beschönigend für Rassisten” und Rechte steht. Wer nicht weiter weiß, holt die Nazikeule raus. 

Die Kritik schließt mit den Worten ab, “leider schadet dieser selbstreferentielle Krawall einer vernünftigen Diskussion und Berichterstattung rund um das Thema Scheinselbstständigkeit - und der Sache der Solo-Selbstständigen insgesamt sowieso.” Wir wünschten, diesen Gedanken hätte der Verfasser oder die Verfasserin bereits vor dem Schreiben des Statements für sich selbst und die darauffolgenden Zeilen berücksichtigt. 

So stellt sich Verdi selbst auf eine Stufe von Verschwörungstheoretikern. Sie ziehen Meinungen anderer, die ihrem eigenen Weltbild nicht entsprechen, in den Schmutz. Sie verweigern jeglichen Dialog mit anderen Vertretungen von Selbstständigen. Statt Diskussionen mit sachlichen Argumenten zu führen, verlegen sie sich hilflos aufs Diffamieren.

Mit ihren herabsetzenden, inhaltsarmen und teils geschmacklosen Äußerungen beschädigen sie nicht nur das Ansehen der Arbeit für Selbstständige innerhalb Verdis. Sie stellen auch ihre eigentlich gute und wichtige Arbeit für die arbeitenden und angestellten Mitglieder, die sie vertreten, in ein schlechtes Licht.

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Weitere Artikel:

Die Ergebnisse der Freelancer-Survey Deutschland (Teil 1)

Die einzelnen Ergebnisse des ersten Teils in der Übersicht beim VGSD

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Info: Was ist eine repräsentative Befragung?

Für eine statistisch repräsentative Befragung bei Selbstständigen müssten wir potenziell jeden einzelnen Selbstständigen, Soloselbstständigen und Scheinselbstständigen in Deutschland kennen und erreichen können. Anschließend müssten diese per Zufall in die Befragung einwilligen und daran teilnehmen. Aus diesem Grund sind übrigens die wenigsten Erhebungen, ob persönlich, telefonisch oder online, statistisch wirklich rein repräsentativ. Selbst Meinungsumfragen von Forsa, Emnid oder Infratest können diese Kriterien je nach Befragungsobjekt meist nicht erfüllen. Deshalb gewichten sie ihre Ergebnisse nach den demographischen Merkmalen der zu repräsentierenden Grundgesamtheit. Gewichtungen nahmen wir bei der Auswertung ebenfalls dort vor, wo entsprechende demographischen Informationen verfügbar waren. Sie änderten jedoch keine der bisherigen Ergebnisse in einem Maße, in dem sie ihre ursprüngliche Aussagekraft verlören.

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