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Nun ist es offiziell: Das von Immobilienscout “geförderte” Unternehmen Deskwanted wird abgewickelt und das Insolvenzverfahren eröffnet. Das Produkt von Deskwanted soll jedoch wieder online gehen. Immobilienscout trieb das Start-up in Insolvenz, um den Service von Deskwanted für einen geringeren Preis zu übernehmen und sich des geförderten Unternehmens zu entledigen. Um den Fall möglichst geräuschlos abzuwickeln, erhielten ehemalige Deskwanted-Mitarbeiter von ImmobilienScout geldwerte Leistungen. Doch Deskwanted ist kein Einzelfall. Immobilienscout investiert über sein Förderprogramm generell nicht in Start-ups. Ihr Inkubator YouIsNow ist lediglich eine Stätte für Auftragsproduktionen, mit denen Immobilienscout die Kosten senkt und Risiken auslagert.
By Carsten Foertsch - Mittwoch, 25. September 2013

Immobilienscout trieb Deskwanted in die Insolvenz, um das Produkt Deskwanted für weniger Geld übernehmen zu können. Die erste Kündigung erfolgte bereits im April. Nach Bekanntwerden des Insolvenzantrages im Juli ging genau aus diesem Grund ein weiteres Kündigungsschreiben bei Deskwanted ein. In den letzten 2 1/2 Monaten konnte Immobilienscout die Insolvenz durch Zahlung ausstehender Beträge verhindern. Tat es aber nicht.

Mit der jetzt verkündeten Insolvenzeröffnung wird die Übernahme in den nächsten Wochen wahrscheinlicher. Der zwischen Deskwanted und Immobilienscout geschlossene Vertrag erlaubt die Übernahme des Produktes “Deskwanted” für diesen Fall. Weil die ImmobilienScout GmbH, eine Tochter der Telekom, diese Situation selbst herbeiführte, beging sie eine treuwidrige Handlung. Ein bereits gestellter Strafantrag gegen die Geschäftsführer der Immobilienscout GmbH wird entsprechend erweitert.

Seit Juli verhandelt die Insolvenzverwaltung über eine außergerichtliche Einigung. Das bisher letzte Angebot von Immobilienscout in Höhe von 100.000 Euro deckt jedoch nicht die Kosten der Schuldner von Deskwanted, weshalb die Geschäftsführer der Deskwanted GmbH für die restlichen Ausstände aufkommen könnten und viele Gläubiger auf einen Teil ihrer Beträge verzichten müssten. Allein für die Zeit bis April 2013, also bis zur Kündigung, schuldete Immobilienscout Deskwanted mehr als 160.000 Euro. Dazu addieren sich die Kosten der Insolvenz, die knapp 40.000 Euro betragen. Kurz zusammengefasst verlieren die Gründer ihr Unternehmen, müssen für die Ausstände aufkommen, während Immobilienscout die Rechte an ihrem Produkt, an Deskwanted erhalten soll. 

Wie You Is Now tatsächlich funktioniert

ImmobilienScout äußerte sich zu der Kündigung von Deskwanted damals weiterhin: „ImmobilienScout24 betreibt seit 2010 mit über zehn Teams erfolgreich den You-Is-Now-Inkubator. Eine Vielzahl der Teams arbeitet auch nach der Inkubation sehr erfolgreich mit ImmobilienScout24 langfristig zusammen.“ 

Diese Aussage entspricht nicht der Wahrheit. Die beiden ersten Unternehmen bzw. deren Produkte übernahm die Telekom-Tochter bereits vor der Aufnahme in den Inkubator. Sie finden sich auf der Alumni-Liste von YouIsNow. 

Der Service von DotProperty (heute: Commercial Network) wurde von Immobilien Scout erworben, noch bevor sie in den “Inkubator" zogen. Vom “Team” blieb nur eine Angestellte übrig. Der ehemalige Geschäftsführer von DotProperty arbeitet heute weitgehend für andere Unternehmen.

Das 2004 gegründete Umzug Easy übernahm Immobilienscout Anfang des Jahres 2011. Mindestens zwei Tage vor dem Einzug in den Inkubator wurden die Geschäftsführer von Immobilienscout bereits ebenso Geschäftsführer von UmzugEasy. 

YouIsNow investiert nicht in Start-ups, nur in ihre Produkte

Das Label “Inkubatorprogramm” wurde beiden Unternehmen werbewirksam aufgedrückt, ohne dass eine Inkubation stattfand. Laut Handelsregister bestehen die beiden dahinter stehenden Unternehmen noch heute. Sie wurden nicht übernommen und existieren ohne ihr Produkt weiter.

Das älteste, derzeit in der Inkubation befindliche Produkt ist NokNok24. Geschäftsführer ist laut ihrer Facebook-Seite Dirk Herzbach (Update 28.09.2013: Das Impressum auf der Facebook-Seite wurde mittlerweile geändert, hier findest du einen Screenshot der Version vom 25.09.2013). Herzbach verkaufte UmzugEasy damals an Immobilienscout und leitet heute die Berliner Abteilung von YouIsNow. So wird auch NokNok24 weisungsabhängig von Immobilienscout gefördert. Drei weitere Unternehmen gehören weiterhin zum Accelerator- und nicht zum Inkubator-Programm. So bleiben von den über zehn erfolgreichen Teams des YouIsNow-Inkubators weniger als die Hälfte übrig. Inwiefern diese erfolgreich sind, darüber schweigt sich Immobilienscout jedoch aus.

Ebenso merkwürdig läuft die Kommunikation über die Alumnis. Immobilienscout informierte in seinen Pressemitteilungen bis heute kein einziges Mal darüber, welchen Weg die "Alumnis" als Unternehmen nach ihrem Ausstieg beim Inkubator YouIsNow nahmen, sondern, wenn überhaupt, nur über die weitere Entwicklung der Produkte seiner Alumnis oder einzelner Personen aus dem Inkubator-Programm.

In diesem Zusammenhang passt auch die Aussage: "Eine Vielzahl der Teams arbeitet auch nach der Inkubation sehr erfolgreich mit ImmobilienScout24 langfristig zusammen." Über erfolgreich geförderte Unternehmen oder Start-ups steht dort kein Wort. Gleiches gilt für die Seite von YouIsNow. Hier heißt es heute, "wir finanzieren deine Idee mit bis zu 500.000 €". Von August 2010 bis Mai 2013 stellte YouIsNow für die zwölfmonatige Förderung noch 'eine Beteiligung am Unternehmen' in Aussicht. Dies erfolgte jedoch seit 2010 kein einziges Mal. 

Kosten senken, Risiken auslagern: YouIsNow arbeitet als verbilligte Auftragsproduktion

Warum? Eine Förderung im klassischen Sinne eines Inkubator-Programms erhält kein Unternehmen von YouIsNow. Die Förderung fließt in das Produkt, an dem sich Immobilienscout über den Fördervertrag bereits sämtliche Rechte sichert. Die Beteiligung wird somit überflüssig, befreit Immobilienscout von den Risiken der Start-ups, und profitiert bei Erfolg dennoch. 

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