Yardi Kube: A single connected platform for flexible workspace management
Yardi Kube
Hier kommt ein Konzept, bei dem einige Coworking Space Betreiber ein mulmiges Gefühl bekommen könnten. In den Niederlanden kostet die Nutzung von Schreibtischen in vielen gemeinsamen Workspaces praktisch nichts. In manchen gibt es sogar noch ein kostenloses Buffet dazu, das den Magen stopft. Wie funktioniert das, wenn die meisten Coworking Spaces überwiegend von der Vermietung ihrer Arbeitstische leben? Und wie reagieren kleine Coworking Spaces, wenn ein solches "Freeworking" Center bei ihnen um die Ecke öffnet? Deskmag nahm einen Zug nach Utrecht und suchte nach Antworten.
By Joel Dullroy - Donnerstag, 08. Dezember 2011

Die Niederlande besitzen den höchsten Anteil von Selbständigen in der Europäischen Union. Fast die Hälfte aller Beschäftigten (44%) arbeiten Teilzeit verglichen mit dem EU-Durchschnitt von 18 %. Zudem sind die Niederlande ein Land mit einer sehr hohen Bevölkerungsdichte, in denen viele Menschen mit winzigen Wohnungen auskommen müssen.

Diese Faktoren schaffen einen sehr großen Bedarf an Orten, in denen die Menschen ungestört ihre Arbeit erledigen können: eine perfekte Umgebung für Coworking Spaces. Das Auftauchen von Seats2Meet, einem großen Sitzungssaal-Vermieter hat diese Umgebung jedoch völlig verändert.

Dieses Unternehmen begann vor zwanzig Jahren mit der Anmietung von Tagungsräumen für Unternehmen, die außerhalb ihrer Büros Meetings arrangieren. Es gab immer mehr Anhänger für die Idee und Begegnungszentren wurden auf ganz Holland ausgeweitet.

Vor vier Jahren erweiterte Seats2Meet das Konzept. Sie schufen große offene Arbeitsbereiche und luden Personen ein, ihren Laptop zu schnappen und vorbeizukommen. Darüber hinaus gibt es mittags ein Buffet sowie Tee und Kaffee so viel man möchte. Das alles steht für die Nutzer kostenlos zur Verfügung. Die Benutzer zahlen nicht mit ökonomischen sondern mit sozialem Kapital: "Wir bieten ihnen (Räumlichkeiten) im Austausch für Wissen und Wertschöpfung", sagte Vincent Ariens von Seats2Meet in Utrecht.

Bezahlen mit sozialem Kapital bedeutet für die Nutzer, mit anderen Besuchern zu interagieren, ihr Wissen und ihre Ideen zu teilen und dadurch Begeisterung in den Raum zu bringen. Vincent sagt, das kostenlose Modell (oder "Sozialkapital Arbeitsplatz-Modell") ist keine Bedrohung für konventionelle Coworking Spaces, die mit ökonomischem Kapital bezahlt werden, sondern nur eine Erweiterung.

"Wir glauben an eine Kombination, denn der Einsatz von Sozialkapital bedeuten Buzz für den Standort, und Buzz ist Geschäft", sagte Vincent.

Überfüllte Schreibtische, keine reservierbaren Arbeitsplätze, teure Konferenzräume

Das Geschäftsmodell ist darauf ausgelegt Tagungsräume zu einem relativ hohen Preis zu vermieten. Die Freiberufler, die nichts fürs Arbeiten zahlen, sollen Meetingrooms für wichtige Gespräche buchen, für die sie recht viel zahlen.

Seats2Meet erhebt außerdem die gesamten Daten der Nutzer. Besucher müssen ein Profil innerhalb der Online-Networking-Software erstellen, die alle Informationen über die Benutzer, ihre Arbeitsorte, Interessen sowie ihre Verbindungen sammelt.

Eine Seats2Meet Location fühlt sich an wie eine überfüllte Halle einer Universität zur Mittagszeit. Es gibt Reihen von langen Tischen, alle voll mit Menschen verschiedenen Alters, die über ihren Laptops sitzen. Der Laden brummt, um den Lärm etwas zu dämpfen gibt es Teppiche und Zwischendecken.

Zu Mittag wird der Buffet-Bereich geöffnet. Es gibt eine Variation von Brot, Käse, Aufschnitt, Salate, Pizza, alles auf Einweg-Pappteller serviert. Eine Knopfdruck Kaffeemaschine spuckt heiße Getränke aus, und an verschiedenen Stellen im Raum gibt es Wasserhähne.

Ein Teil der Fläche wird gratis und gemeinsam genützt, aber ein Großteil der Fläche sind Tagungsräume, die auf Umsatzgewinn ausgerichtet sind. Dieser ist auch relativ hoch, mit einer Auslastung von über 90%.

Die Miete der Konferenzräume ist nicht gerade billig. Um es auszuprobieren, versuchten wir einen Raum für den nächsten Tag zu buchen. Unser Meeting hätte 100 Euro für zwei Personen, zwei Stunden, heiße Getränke und Lunchbuffet gekostet.

Anders als in den meisten Coworking Spaces bietet Seats2Meet keine reservierbaren Arbeitsplätze. Wenn es keinen Platz mehr gibt, dann gibt es keinen mehr. Neben den kostenlosen Angeboten existiert eine Alternative für 10 Euro pro Tag für Personen die es lieber leiser wollen. Das ist ein abgeteilter Bereich, der während unseres Besuches vor von einer Person genutzt wurde, während sich im offenen Arbeitsbereich über 100 Personen tummelten.

Verändert es den Markt?

Das Bereitstellen unterschiedlicher Arbeitsbereiche ist das Geschäftsmodell aller anderen Coworking Spaces in Holland. Seit Seats2Meet auf den Markt kam, konzentrieren sich andere Anbieter an hochwertigen Standorten und arbeiten an einem starken Gemeinschaftsgefühl.

"Die Leute sehen den Unterschied", sagt Ivana Kowsoleea des Lev Kaupas Coworking Space in Amsterdam.

"Seats2Meet bietet Platz zum Arbeiten, aber der Unterschied ist, dass die Leute, die hierher kommen (zu Lev Kaupas) Mitglieder sind, die einander helfen, gemeinsame Interessen teilen und einander Feedback geben. Wenn jemand eine geniale Idee hat, bringen andere Coworker ihre eigenen Erfahrungen ein oder helfen mit der Kontaktherstellung mit den richtigen Leuten in ihrem Netzwerk.

Lev Kaupas ist ein Non-Profit Space, der von seinen Mitgliedern betrieben wird. Freiwillige übernehmen bestimmte Aufgaben. Dieser Fokus auf eine starke Gemeinschaft unterscheidet ihn von einem für allen zugängigen kostenlosen Workspace. Aufgrund von Platzmangel suchen die nun schon über 40 Mitglieder von Lev Kaupas eine größere Location.

Ivana sagt, die Frage eines Mitgliedsbeitrages stellt sich bei den potenziellen Mitgliedern gar nicht, denn nachdem sie die Location sehen und die Struktur verstehen sind sie bereit ihren Beitrag zu leisten. Ihrer Meinung nach ist der Unterschied zwischen den zwei Konzepten so groß, dass sie keine Konkurrenz durch das Seats2Meet Modell befürchtet.

"Wir müssen nicht konkurrieren. Wir betreiben den Coworking Space als Kollektiv. Wenn wir eine gute Gemeinschaft, gute Interaktionen mit anderen Coworkern und gute Atmosphäre anbieten können, dann gibt es keinen Grund sich Sorgen zu machen. "

Andere Coworking Spaces sind gezwungen ein kreativeres Geschäftsmodell zu erarbeiten. Der Wals Wonen & Werken Coworking Space in der Stadt Nijmegen stellt neben der „normalen“ Tätigkeit italienische Möbel aus. Alles im Coworking Space steht zum Verkauf, sogar Kaffeetabs. Wals Wonen & Werken Mitbegründer Louis Verhagen sagt, dass das Verlosen freier Plätze eine Menge Besucher anziehen kann und gleichzeitig eine gewisse Arbeitsatmosphäre schafft.

"Alles hängt mit der Erfahrung zusammen, die man macht“, sagt Louis, "Der Preis filtert das Publikum. Wir haben vielmehr ernsthafte Mitglieder, wenn die Leute für ihren Arbeitsplatz bezahlen. "

Einige Coworking Spaces gehen einen Mittelweg. Igluu ist eine kleine Kette von Coworking Spaces, mit Standorten in drei Städten. Der Standort in Utrecht bietet kostenlose Arbeitsplätze und verrechnet die permanenten Arbeitsplätze und Meetingrooms. Der Vorteil liegt in der Qualität gerade auch weil er eine kleinere, stärker fokussierte Gemeinschaft bietet.

„Leute die für ihren fixen Schreibtisch zahlen sind verantwortungsbewusstere Selbstständige.“ sagt Igluu Community-Manager Felix Lepoutre, "Es gibt verschiedene Gruppen und unterschiedliche Arten des Coworkings. Diejenigen, die gerade erst anfangen gehen zu Seats2Meet. Wenn sie ein bisschen erfolgreicher werden, kommen sie zu Igluu. Schließlich mieten sie sich ihr eigenes Büro. Durch dieses Wachstum gibt es zu verschiedenen Zeitpunkten unterschiedliche Bedürfnisse.

Der letzte Punkt könnte der wichtigste sein. Wie die Global Coworking Umfrage zeigt, hatten die meisten der Coworker ein Heimbüro. Sie profitieren vom Wechsel des Home-Offices für einen Arbeitsplatz im Coworking Space. Das Abwerben von Mitgliedern verschiedener Coworking Spaces untereinander ist ziemlich niedrig. Ein kostenfreies Arbeitsplatzmodell wie bei Seats2Meet könnte das Arbeiten im Home-Office und in WiFi-fähigen Cafés ausrotten.

Die Grenzen des Modells helfen anderen kleineren Coworking Spaces, ihre Stärken zu zeigen.

Internationale Expansion geplant

Es gibt bestimmte lokale Faktoren, die das Seats2Meet Modell unterstützen. Sie expandieren gerade in andere Länder. Eine Pinnwand an der Wand zeigt Standorte in ganz Europa und sogar einige in Afrika. Die Frage ist, wie existierende Coworking Spaces reagieren, wenn das "Freeworking"-Modell in ihren Städte auftauchen.

Eine Antwort ist, von der Alternative zu lernen und die besten Praktiken zu übernehmen. Genau das machte der Nomadz Coworking Space in Den Haag. Vor drei Wochen eröffnete Seats2Meet in unmittelbarer Nähe zu Nomadz. Zuerst waren sie geschockt, doch dann entschied sich Nomadz Host Suzanne Gerbenzon für eine Kooperation.

"Ich habe viel von ihnen gelernt", sagte Suzanne. "Wegen ihnen haben wir einen Konferenzraum, den wir oft vermieten, auch für große Unternehmen. So machen wir unseren Gewinn."

Sie glaubt auch, dass ihr Coworking Space durch Kooperationsgefühl punktet. "Die Leute kommen hierher, weil sie es mögen, weil es ruhig ist, weil wir einander alle kennen, weil wir einander helfen und uns miteinander verbinden. Alle Coworking Räume haben ihre eigene Persönlichkeit. Hier sind wir wie eine Familie."

 

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