Yardi Kube: A single connected platform for flexible workspace management
Yardi Kube
Etwa jeder zehnte Coworking Space erlaubt die reguläre Mitnahme von Kindern in den Coworking Space, vorausgesetzt sie stören die anderen Coworker nicht bei der Arbeit. Nur die wenigsten bieten eine Kinderbetreuung, während ein oder beide Elternteile im Space ungestört ihrer Tätigkeit nachgehen können. Die Betreuung setzt höhere Investitionen voraus, die selten zum Kerngeschäft eines Coworking Space gehören. Noch härter sind oft die gesetzlichen Auflagen. Wir besuchten drei Coworking Spaces, die trotzdem diesen Aufwand wagten.
By Johanna Voll - Mittwoch, 11. Januar 2012

Der selbstorganisierte Space: Rockzipfel, Leipzig

Im ersten Stock eines Leipziger Altbaus öffnete im Frühjahr 2011 der Eltern-Kind-Space Rockzipfel seine Türen. Hier organisieren die Mitglieder alles praktisch selber, bis zur Kinderbetreuung. Die geräumige und neu renovierte Wohnung mit sieben Zimmern bietet derzeit bis zu zehn Arbeitsplätze für Coworker.

Neben dem großen Spielzimmer befindet sich der offene Arbeitsraum. Er lädt auch zum Essen und zu Gesprächen ein. Die weiteren Räume bieten vor allem Ruhe, bei der Arbeit oder für den Mittagsschlaf der Kinder. In der kleinen Küche versorgen sich die NutzerInnen selbst oder gehen gemeinsam zum Mittagessen ins Café darunter. Generell sind alle Mitglieder angehalten, z.B. beim Putzen und Einkaufen, mitzumachen.

Alles wirkt ein wenig zusammengesammelt – ist es wahrscheinlich auch, da der Rockzipfel auf Spenden angewiesen ist, dazu gehören Zeit- und Sachspenden. Wie eine alte Holztruhe, die eine ältere Dame während unseres Besuches gerade vorbeibringt. Das Projekt trägt sich (noch) nicht selbst. Die Stadt Leipzig und die EU fördern den Space über das EFRE Programm.

Anfangs passten die Coworker selbst gegenseitig auf ihre Kinder auf, während die anderen arbeiteten. Als dauerhafte Lösung etablierte sich dieses Konzept jedoch nicht, festgelegte Betreuungszeiten mussten her. Sie wird heute in den Kernzeiten von 9 bis 12 und 13 bis 15 Uhr angeboten und von freiwilligen Helfern organisiert, die im Gegenzug freie Kost und Logis erhalten. Die Aufsichtspflicht der Eltern gibt der Rockzipfel dafür nicht ab. Aus rechtlichen Gründen verlassen die Kinder den Coworking Space auch nie ohne ihre Eltern.

Einen richtigen Kindergarten möchte der Rockzipfel nicht ersetzen. Es wäre auch kein Coworking mehr, meint Johanna Gundermann, die Gründerin des Rockzipfels. Außerdem hängen an Kindergärten viele gesetzliche Auflagen, welche die Kosten immens steigern.

Den Rockzipfel nutzen daher vorrangig Mütter und Väter mit kleinen Kindern (unter drei Jahren), meist als Übergangslösung, bis die Familien einen richtigen Kindergartenplatz finden. Die Eltern arbeiten immer in der Nähe. Sie kümmern sich ums Wickeln, Füttern oder bringen ihre Kleinen selbst zu Bett.

Auch ein einheitliches Erziehungkonzept fehlt, was den Coworkern eine gewisses Maß Toleranz abverlangt. Alles regeln sie individuell. So reden die Mitglieder auch automatisch viel miteinander, man spürt einen starken Sinn für Gemeinschaft. An den Nachmittagen gibt es zusätzlich Veranstaltungen und Kurse, die sich primär an Kinder richten.

Johanna meint, nur so kann Coworking und Coplaying funktionieren: Ein Low-Budget-System mit Monatsbeiträgen (zur Zeit 150 Euro pro Monat) und Arbeitseinsätzen der Eltern. Das Konzept passt sicher nicht jedem potenziellem Coworker, aber jene, die ihre kleinen Kinder in der unmittelbaren Nähe gut betreut wissen wollen, schätzen die ruhige und gemütliche Atmosphäre des Rockzipfels.

 

Der professionelle Space: Third Door, London

Die Kinderschutzgesetze Großbritanniens gehören zu den strengsten Europas. Kinder fotografieren? Verboten, sofern sie nicht zu einem selbst gehören. Selbst Parties für Kindergeburtstage entwickeln sich theoretisch zu einem Problem. Ohne staatliche Lizenz darf niemand fremde Kinder betreuen.

Eine dieser Lizenzen besitzt Third Door, ein Coworking Space im gutbürgerlichen Putney, im Südwesten Londons. Die Auflagen dafür haben es in sich. Den Eingang durchläuft man wie in einem staatlichen Hochsicherheitstrakt. Für die Arbeits- und Spielräume müssen sich neue Besucher zunächst ausweisen, die Schuhe werden in Plastiktüten verpackt.

Dafür sind Spiel- und Arbeitsräume umso freundlicher gestaltet.  Damit Mütter und Väter in der ersten Etage ungestört arbeiten können, kümmert sich eine Nanny auf einer großen, bunten Spielwiese im Erdgeschoss um ihre Kleinen. Die Schreibtisch- und Meetingbereiche darüber sind grün und blau gehalten. Beide Bereiche verbindet eine Lounge Area, die ebenfalls zum Eingang gehört. Ein "dritter Platz" vernetzt die Mitglieder miteinander, gemeint ist die Community. Third Door veranstaltet dafür Workshops und Network Events in den eigenen Räumen.

Der Coworking Space bietet Plätze für 24 Kinder im Alter zwischen 0 und 8 Jahren und fast genauso viele Arbeitsplätze für ihre Eltern, eine Etage darüber. Mit diesem Kombikonzept räumten die Gründer Shazia Mustafa und ihr Mann, Yusuf Chadun bereits mehrere Auszeichnungen ab.

Vor der offiziellen Eröffnung im Mai 2010 arbeiteten sie bereits zwei Jahre an einem Businessplan. Die Idee dazu entstand mit ihrem ersten Kind. Die Entscheidung für den Space mit der Geburt des zweiten Kindes. Dafür schauten sie auch auf Cubes & Crayon, ein Space in den USA mit einem ähnlichen Konzept.

Für den Beruf entscheiden? Oder lieber für das Kind? Third Door steht für den dritten Weg. Für eine direkte Betreuung des Kindes, und trotzdem erfolgreich seinem Beruf nachgehen zu können. Genauso erfolgreich übrigens wie Third Door selbst. Ein weiteren Space planen sie für dieses Jahr.


Der gemeinschaftsfreie Space: Kölner Zeiträume

Rote Türen neben grüner Theke und gelbem Tresen. Die Kölner Zeiträume sind kinderbunt. Dennoch wirkt nichts überladen und es herrscht eine ruhige Atmosphäre. Die kinderfreundlichen Arbeitsräume eröffneten unter dem Motto „Office and more“: Die Gründerin, selbst Mutter, wollte das Miteinander von Beruf und Familie an einem Ort verbinden. Seit der Eröffnung vor mehr als vier Jahren gehörte daher ein Kindergarten zu den Angeboten. Ebenso starteten sie bereits 2007 mit einem großen Open Space, in den bis zu 20 Leute arbeiten konnten.

Anders als viele Coworking Spaces bieten die Zeiträume heute jedoch überwiegend flexibel zu mietende Einzel- und Gruppenbüros. Sie laufen prächtig, anders als die offenen Arbeitsplätze. Selbst auf der Website heißt es daher: „Der Open-Office Bereich schaut manchmal mit etwas neidischen und traurigen Augen zu den Büros hinüber. (...) Das Open-Office braucht Freunde!!!“ Er beschränkt sich momentan auf drei Tische und wird bei Bedarf erweitert.

Noch trüber sind die Aussichten eine Etage tiefer. Dem Kindergarten in den Kellerräumen wird im März 2012 der Saft abgedreht, wenn sich kein neuer Betreiber findet.

Das ursprüngliche Konzept ging nicht auf, die Kombi-Betreuung für die Kinder nur selten beansprucht. Während die Kleinsten, wie Max und Luise, im kleinen Garten oder Bällebad tobten, sollten Papa oder Mama ein Stockwerk höher die Brötchen verdienen. Momentan nutzt nur eine Person beide Angebote, Arbeitsplatz und Kita. Fünfzehn weitere Kinder kommen ohne einen Elternteil in den Arbeitsräumen vorbei.

Platz gibt es jedoch für bis zu 34 Kinder. Sie können auch weiterhin hier spielen, aber nicht mehr unter der Regie der Zeiträume. Einen Interessenten gibt es bereits, die Verhandlungen laufen.
Ebenso wenig etablierten sich die Fitnessangebote und eine Physiotherapie. Auch hier fehlte die Nachfrage.

Die meisten Nutzer sind Angestellte, nur ohne eigenes klassisches Büro. Eine echte Community fehlt, ebenso wie regelmäßige Veranstaltungen, die die Betreiber für ihre Mitglieder organisieren. Als die Zeiträume 2007 entstanden, war das Coworking Konzept in deutschen Öffentlichkeit noch weithin unbekannt. Der Begriff Coworking verschwand vor kurzem wieder ganz von der Webseite.

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